Veenvaart - Vom IJsselmeer ins Ruhrgebiet


 --------------------------------------------

Die Überführung vom Schwarzwald an die Nordsee


 --------------------------------------------

Überführungstörn der Segelyacht "finally" im Herbst 2013 über die Nieuwe Veenvaart


Strecke: ca. 300 km
Geschwindigkeit: Aufgrund der zahlreichen Brückenöffnungen und Schleusungen sowie deren Betriebszeiten nur sehr grob zu kalkulieren
Besatzung: 2 Personen (m. E. Mindestbesetzung - besonders in den großen Schleusen des Dortmund-Ems-Kanals)
Dauer: 6 Tage
Zahl der zu öffnenden Brücken: 53
Zahl der passierten Schleusen bis Henrichenburg: 27
Übernachtungen: 6
Max. Tiefgang auf der Veenvaart: 1,80 m, im Spätherbst nur 1,40 m!
Max. Durchfahrthöhe auf der Veenvaart: 3,50 m

Begleitende Literatur bzw. Karten:
ANWB Waterkaart A (Groningen / Drenthe)
ANWB Waterkaart C (Noord West / Overijssel)
Manfred Fenzl - Vom Rhein zur Nord- und Ostsee (Edition Maritim)
Manfred Fenzl - Friesland (Edition Maritim)
www.veenvaart.nl (eine sehr ausführliche Dokumentation des Projekts)
Relevante Telefonnummern bzw. VHF-Kanäle entnehmen Sie bitte dem folgenden Text.


finally - Segeln mit kleinem Budget
Bei Klazienaveen beginnt die Nieuwe Veenvaart.  --  © Bednarz


Einleitung


Wer sein Boot auf eigenem Kiel vom IJsselmeer ins Ruhrgebiet überführen wollte, hatte bis Mitte 2013 lediglich die Wahl zwischen der 226 km langen, stromaufwärts führenden Route über Gelderse IJssel und Rhein oder der 376 km langen, gegenstromfreien Strecke über Groningen, Stadskanaal und dem Dortmund-Ems-Kanal. Über die Nieuwe Veenvaart verkürzt sich letztgenannte Strecke um ca. 60 km, was sich bei der Anzahl der zahlreichen Brücken, die geöffnet werden müssen, umso deutlicher auswirkt.
Im Herbst 2013 bin ich die Strecke mit meinem Segelboot, einer Jaguar 27 mit 1,40 m Tiefgang und gelegtem Mast von Galamadammen in Friesland bis ins Ruhrgebiet gefahren und war als passionierter Segler trotz der vielen Motorstunden positiv überrascht.

Da ich noch einen Zeitpuffer hatte, wählte ich den ersten Streckenabschnitt über die Torfroute bis in die Nähe von Zwartsluis, von wo ich meinen Törnbericht starte.
Alternativ bietet sich der Weg über Ketelmeer, Ramsdiep und Zwarte Meer bis Zwartsluis an. Die auf diesem Törn gewonnenen Erkenntnisse haben meines Wissens bis Ende 2022 (meine jüngste Überführung mit der Segelyacht Black Forest) kaum an Aktualität verloren und daher möchte ich sie auf diesem Weg interessierten Bootseignern und Skippern zur Verfügung stellen.
Voranstellen möchte ich ausdrücklich, dass alle von mir gemachten Angaben selbst recherchiert und nach bestem Wissen niedergeschrieben sind. Abweichungen können dem Fortschritt oder der seit Herbst 2013 vergangenen Zeit geschuldet sein. Für sachdienliche Korrekturen bin ich dankbar.

Jeder Schiffsführer ist jedoch für Navigation und Planung unter Zuhilfenahme aktueller Fachliteratur sowie (See-)Karten und Sekundärliteratur selbst verantwortlich! Bitte betrachten Sie daher meine Anmerkungen und Hinweise als ergänzende Information - quasi als Erfahrungsaustausch von Skipper zu Skipper.


Segelkreuzer finally im Veenpark.  --  © Bednarz



Was soll (m)ein Segelboot im Pott?


Diese Frage wurde mir häufig gestellt, nachdem die Entscheidung gefallen war, in der Wintersaison 2013/14 umfangreiche Instandsetzungs- und Umgestaltungsmaßnahmen meines 1977 vom Stapel gelaufenen Segelkreuzers in Wohnortnähe durchzuführen. Dieser ist im nördlichen Ruhrgebiet und somit über 200 km von meinem Liegeplatz in Galamadammen (Friesland) entfernt. Mit meinem Winterlager in Woudsend bin ich seit Jahren sehr zufrieden; jedoch scheute ich die viele Fahrerei, weil ich aus Erfahrung weiß, welche Ergänzungen und Änderungen mir im Laufe eines solchen Projekts "spontan" noch einfallen können.

Im Sommer 2013 las ich von der Eröffnung der "Nieuwe Veenvaart", die mit großem Engagement aller beteiligten Provinzen und Behörden in, für deutsche Verhältnisse, kurzer Zeit realisiert wurde. Als langjähriger Besucher der Niederlande habe ich solch unkomplizierten Umgang mit baulichen Großprojekten mehrfach beobachtet; nicht zuletzt bei der Errichtung der zweiten Schleusenkammer in Stavoren, die eine enorme Entlastung in den üblichen Stoßzeiten (Pfingsten, Ferienbeginn etc.) geworden ist. Voller Neugier war der Entschluss für den Überführungstörn über die neue Wasserstraße gefasst.

Ein Zeitfenster in der vorletzten Oktoberwoche war schnell gefunden, der Mast im benachbarten Hafen ebenso schnell gelegt und das BSH-geprüfte Dampferlicht temporär an dem liegenden Mast befestigt. Unterstützt wurde ich von meiner Frau, die nicht nur in allen Schleusen und bei allen Anlegemanövern eine wertvolle Hilfe war. Da für uns die Torfroute Neuland war, beschlossen wir, diese bei der Gelegenheit kennenzulernen. Der Tiefgang passte selbst in der Kalenberger Gracht und im betonnten Fahrwasser der Beulaker Wijde. Es war ein besonderes Erlebnis - wohl wissend, dass unser Boot nicht so bald wieder in dieses schöne Revier kommen würde. Dass ich mich auf der Rückfahrt im darauffolgenden Frühjahr doch wieder für die Torfroute und gegen den direkten Weg zum Segeln ins IJsselmeer entschied, spricht für dieses herrliche Revier.

Aus der Belter Wijde kommend passierten wir die Beukerssluis und erreichten über die Beukersgracht das Meppelerdiep, in welches man vom Ausgangspunkt dieses Törnberichts gelangt.
Als erfahrener Waddenzee-Segler bin ich es gewohnt, einen Törn detailliert vorzubereiten und die erreichten Seezeichen und/oder Wegpunkte in der Seekarte abzuhaken. Um den Überblick zu behalten, erstelle ich seit Jahren für jeden Törn eine Excel-Liste, die ich in geänderter Form auch für diese Strecke angelegt habe.
Da ich den geneigten Leser an dieser Stelle nicht mit einer Vielzahl aufgelisteter Brücken und Schleusen langweilen will, habe ich diese am Ende dieses Blogs in der durchfahrenen Reihenfolge aufgelistet.


Von Zwartsluis bis Klazienaveen


Das erste Fahrwasser nach Zwartsluis ist das Meppelerdiep, welches sich bis zum Abzweig nach Osten bei KM 8 in die Hoogeveensche Vaart als weiträumiger Kanal mit reger Berufsschifffahrt darstellt. Hier beginnt die neue Kilometrierung der Hoogeveensche Vaart, die ab der Stadt Hoogeveen den Namen Verlengte Hoogeveensche Vaart trägt und nach 61 km bei Klazienaveen, dem eigentlichen Eingang zur Nieuwe Veenvaart, endet. Bis dort sind 5 Schleusen und 29 bewegliche Brücken zu passieren, was einige Zeit in Anspruch nimmt.
Das Fahrwasser ist fast durchgehend zwischen 2,50 m und 3,00 m tief und ist ohne besondere Einschränkung zu befahren. Die max. zulässige Geschwindigkeit beträgt 6 km/h.


Zwangspause vor der Rogatsluis bei KM 8 der Hoogeveensche Vaart.  --  © Bednarz

Eine erste, nicht eingeplante Übernachtung stand vor der Rogatsluis bei KM 8 der Hoogeveensche Vaart an, da die Schleuse an diesem Tag geschlossen war. Die Wassertiefe am nördlichen Ufer (Spundwand) war für unser Boot nicht ausreichend, sodass wir zwangsläufig an einem Dalben für die Berufsschifffahrt festmachen mussten. Dieser verfügte über einen Steg, der den Zugang zum Ufer ermöglichte. Als hilfreich erwies sich dabei das stets an Bord mitgeführte Fenderbrett und die ausreichend dimensionierte Mittelklampe. Mit zwei Springs konnte das Boot sicher festgemacht werden. Unweit der Schleuse befindet sich eine Bushaltestelle, von der man in wenigen Minuten die Ortsmitte von Meppel erreicht.

Im Zuge der Reaktivierung dieser bis dahin im Dornröschenschlaf versunkenen Wasserstraße sind einige Bauwerke erneuert worden, von denen ich die Krakeelbrug bei KM 27,8 (Stadt Hoogeveen) besonders hervorheben möchte. Hier zeigt sich, mit welchem Gespür für Form und Design die Niederländer ein gewöhnliches Bauwerk wie eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer zu einem eindrucksvollen Kunstwerk gestalten. Allein mit der unkonventionellen Form des Geländers, der Laternen und der Schranken sowie der schlangenähnlichen Skulptur auf der westlichen Zufahrt ist dem Planer ein Meisterwerk gelungen, welches lange in positiver Erinnerung bleibt.



Die Krakeelbrug in Hoogeveen.  --  © Bednarz


Gleichermaßen hervorzuheben sind die eifrigen Brückenwärter/-innen, die auf einigen Streckenabschnitten für bis zu vier Brücken verantwortlich sind und den Bootskonvois an Land mit dem PKW, Motorroller oder dem Fahrrad vorauseilen. Wir empfanden deren Einsatz als praktizierte Wertschätzung und freundliche Willkommenskultur, die wir mit unserem kooperativen Verhalten versuchten zu erwidern.

Da es auf der gesamten Strecke keinen offiziellen Yachthafen gab, sind mir, Stand Oktober 2013, folgende Stellen mit sanitären Einrichtungen in Erinnerung:
Toilettenhaus bei KM 8 (Rogatsluis), bei KM 19,5 Toilettennutzung in einer Tankstelle, Toilettenhaus bei KM 29,5 (Noordscheschutsluis), bei KM 53 ebenfalls die Toilettennutzung in einer Tankstelle und bei KM 61 (neben der Oranjesluis) ein Toilettenhaus.


Eine von zahlreichen Liegestellen mit Wasser- und Stromversorgung.  --  © Bednarz
Die Öffnung der Eisenbahnbrücke in Veenoord wird telefonisch angefordert.  --  © Bednarz
Eine Tankstelle direkt hinter der Kerkbrug in Nieuw-Amsterdam.  --  © Bednarz


Als Herausforderung empfanden wir das Passieren der Eisenbahnbrücke in Veenoord bei KM 52. Hier konnte man die Brückenöffnung nur per Telefon anfordern. Die auf einer Tafel angeschlagene Telefonnummer war 0031-882-315006. Es bedurfte einiger Zeit, bis das Lichtzeichen "Grün unter Rot" die bevorstehende Öffnung ankündigte. Ein dichtes Aufschließen zu den vorderen Booten und eine zügige Passage waren durchaus angebracht.

In der Ericasluis bei KM 56,5 setzte starker Strom vom Oberhaupt, seitlich von der südlichen Schleusenwand einlaufend. Hier war es hilfreich, die Festmacher aufmerksam zu fixieren. Laut meinen Aufzeichnungen wurden die Festmacher durch vertikale Gleitstangen auf slip geführt und an Bord temporär befestigt. Auf dem Weg nach Deutschland wird man hier "zu Berg" geschleust.

Apropos Schleusen: Aus meiner Sicht ist der Einsatz eines Fenderbretts auf der gesamten Strecke von Bedeutung. Uns hat diese aus einer 25 mm starken Bohle angefertigte Konstruktion so manch guten Dienst an unebenen Spundwänden und sogar an einzelnen Dalben erwiesen. Gleiches gilt für den Schleusenhaken, mit dem wir uns an den scharfkantigen Leitersprossen sicher einpicken konnten und entsprechend dem steigendem oder fallendem Wasser problemlos nachführen konnten. Einen Festmacher auf slip an einer Schleusenleiter anzuschlagen, birgt die Gefahr, ihn im Notfall nicht schnell genug loswerfen zu können.


Einfahrt in den Oranjekanaal - im Hintergrund die Oranjesluis.  --  © Bednarz


Von Klazienaveen bis Barger-Compascuum


Bei KM 61 der Verlengte Hoogeveensche Vaart zweigt der Oranjekanaal/Bladderwijk nach Nord-West ab. Unmittelbar nach dem Abzweig steht die Oranjesluis, die Richtung Deutschland "zu Berg" befahren werden muss. Vor und nach der Schleuse befinden sich Anlegestellen mit Stromanschluss und dem zentralen Toilettengebäude. Nach nur 1,8 km zweigt der neue Koning-Willem-Alexanderkanaal in nordöstlicher Richtung ab. Hier beginnt eine völlig neu gebaute Wasserstraße, die zu Recht den Ruf als Prestigeprojekt genießt.


Die maximalen Abmessungen sollten keineswegs überschritten werden.  --  © Bednarz

Ein markantes Wahrzeichen der Nieuwe Veenvaart: Die Holzgiraffe neben der Spaarsluis.  --  © Bednarz


Gleich zu Anfang des neuen Kanals, den der royale Namensgeber persönlich seiner Bestimmung übergab, befindet sich die Spaarsluis; ein Wasserbauwerk, mit dem die Provinz ca. 50% des Wasserverlustes einer herkömmlichen Schleuse einspart. Bei dieser Schleusenart wird beim Schleusen "zu Tal" nicht das gesamte Wasser der Schleusenkammer ins Unterwasser gelassen sondern die Hälfte in ein seitliches Speicherbecken umgeleitet, welches für die Befüllung bei der nächsten Bergfahrt verwendet wird. Es lohnt sich, vor oder nach erfolgter Schleusung am Ufer festzumachen und sich den Vorgang von Nahem anzusehen.

Das Prinzip ist zwar nicht neu, jedoch ist es auf den ersten Blick kostenintensiver und daher nur selten eingesetzt. In Sachen Umweltschutz beweisen die Niederländer hier die nötige Voraussicht und nachhaltiges Denken. Auf dem Weg nach Deutschland wird man auch hier "zu Berg" geschleust.

In der neuen Spaarsluis. Links sieht man das Speicherbecken.  --  © Bednarz


Entlang ausladender Birkenwälder, dann wieder mitten durch eine karge Hochmoorlandschaft (niederländisch Hoogeveen = Hochmoor) führt der 4 km lange Kanal bis zur Koppelsluis bei Oraniedorp. Prarallel zum Kanal wurden kompfortable Fahrradwege angelegt, die gleich einem weit verzweigtem Netz die reizvolle Hochmoorlandschaft überspannen. Die beim Aushub des neuen Kanals ans Tageslicht geförderten Findlinge wurden an einigen Stellen des Ufers für kunstvoll gestaltete Einfriedungen und Sitzgelegenheiten der zahlreichen Rastplätze verwendet. Das verleiht dem künstlichen Eingriff in die natürlich gewachsene Landschaft einen harmonischen Charme.


Findlinge säumen die neue Wasserstraße und die parallel angelegten Fahrradwege.  --  © Bednarz



Die Koppelsluis besteht aus zwei hintereinander liegenden Schleusenkammern, die zusammen einen Höhenunterschied von über 5 m überwinden. Alle Einrichtungen sind frei zugänglich und werden mit informativen Schautafeln erklärt. Der Blick vom Oberwasser über das moderne Bauwerk ist beeindruckend. Über die Koppelsluis verlassen wir das Hochmoor und schleusen demnach "zu Tal".



Einfahrt in die obere Kammer der neuen Koppelsluis bei Oranjedorp.  --  © Bednarz
Blick achteraus in der unteren Kammer - über 5 m Fall bzw. Hub auf kurzer Distanz.  --  © Bednarz

Nach ca. 1,5 km endet der Koning-Willem-Alexanderkanaal und zweigt in den Scholtenskanaal, der exakt nach Norden verläuft. Die Fahrt führt durch eine prachtvolle Allee mit altem Baumbestand und endet nach ca. 2,5 km im Veenparkkanaal.

In der Mitte dieses 4 km langen Kanals befindet sich der Veenpark mit zahlreichen Liegeplätzen. Wasser- und Stromanschlüsse sind ausreichend vorhanden und eine öffentliche Toilette befindet sich unterhalb des modernen Museumsgebäudes. Selbst an eine Fäkalienabsauganlage wurde gedacht.
Der Veenpark mit seinem informativen Freilichtmuseum und den abgesteckten Wanderwegen durchs Moor lädt unwillkürlich zu einem Tagesaufenthalt ein, sofern es das zur Verfügung stehende Zeitkontingent erlaubt. Aber Zeit sollte man sowieso ausreichend einplanen: Der Veenpark ist nur bis 18:00 Uhr geöffnet. Dann wird die Kleinbahnbrücke an der außer Dienst gestellten Veenparksluis geschlossen und dient über Nacht als Fußgängerbrücke. Auch die Brücken- und Schleusenwärter auf dieser Strecke machen zeitig Feierabend.
Nach ca. 1 km mündet der Veenparkkanaal bei Barger-Compascuum in das Oosterdiep.


Liegeplatz im Veenpark vor der ausgedienten Schleuse.  --  © Bednarz
Die Kleinbahnbrücke dient nachts als Fußgängerbrücke.  --  © Bednarz

Von Barger-Compascuum bis Haren (Ems)


Der letzte Abschnitt der Nieuwe Veenvaart verläuft in nördlicher Richtung über das Oosterdiep und den Compascumkanaal, der ab der Ortschaft Emmer-Compascuum den Namen Stads-Compascumkanaal trägt. Auf diesem Streckenabschnitt wird man von Schleusen- und Brückenwärtern/-innen begleitet, die mit ihren Motorrollern zum nächsten Wasserbauwerk vorauseilen. Ein perfekt organisierter und freundlicher Service. Nach 12 km, 13 beweglichen Brücken und 3 Schleusen erreicht man vor dem Abzweig in den Haren-Rütenbrock-Kanal die Schleuse "8e Verlaat", die letzte Schleuse auf niederländischem Staatsgebiet.


Auf dem Compascuumkanaal kann es bisweilen eng werden.  --  © Bednarz


Die Motorroller des Brücken-und Schleusenpersonals stehen zur Abfahrt bereit.  --  © Bednarz


Unmittelbar hinter dem Abzweig übertritt man die grüne Grenze nach Deutschland und man muss vor der ersten Schleuse an einem Meldesteg den Schleusenwärter kontaktieren. Dieser sitzt im 14 km entfernten Haren und kontrolliert die 10 beweglichen Brücken und 4 Schleusen. Man erreicht ihn entweder über eine am Steg befestigte Gegensprechanlage oder unter der Telefonnummer 0049-5932-4376. Die telefonische Kontaktaufname empfiehlt sich bereits auf Höhe der Ortschaft Emmer-Compascuum, sodass der Schleusenwärter die für die Passage des Haren-Rütenbrock-Kanals vorgesehenen Konvois entsprechend zusammenstellen kann. Die max. zulässige Geschwindigkeit auf dem gesamten Haren-Rütenbrock-Kanal beträgt 5 km/h.

Abzweig in den Haren-Rütenbrock-Kanal. Die letzte Brücke in NL.  --  © Bednarz
Die Tankstelle direkt hinter der grünen Grenze.  --  © Bednarz
Am Meldesteg vor "Schleuse 4" des Haren-Rütenbrock-Kanals.  --  © Bednarz

Auf deutschem Staatsgebiet erreicht man zuerst einen kleinen Tanksteg, der zu einer großen Tankstelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehört. Die Tanksäule wird durch den Tankwart freigeschaltet, nachdem man im Verkaufsraum seine Tankabsicht mit einer EC- oder Kreditkarte bestätigt hat (ähnlich den bekannten Tankautomaten). Im benachbarten Restaurant kann man die Wartezeit bis zur Öffnung der ersten Schleuse (im Sprachgebrauch "Schleuse 4") verkürzen. Direkt vor der Schleuse liegt der Meldesteg, an dem man den Schleusen- und Brückenwärter kontaktieren kann. Der Schleusenwärter ist gut organisiert und stellt die Konvois frühzeitig zusammen. Unterstützt durch moderne Videoüberwachung bedient er alle Wasserbauwerke rechtzeitig, sodass die 13,5 km lange Kanalpassage zügig bewältigt werden kann. Etwaige Wartezeit muss man vor der letzten beweglichen Brücke im Stadtgebiet von Haren einkalkulieren, da hier eine viel befahrene Straße quert.

Nachdem wir direkt hinter der ersten Brücke des Haren-Rütenbrock-Kanals eine Grundberührung mit einem metallisch klingenden Gegenstand (vermutlich Einkaufswagen, Fahrrad etc.) hatten und ich keine Beeinträchtigung meines Bootes feststellen konnte, meldete ich dem Schleusenwärter diesen Vorfall telefonisch. Während des Schleusenvorgangs in Haren kam er direkt auf uns zu und erkundigte sich nach Einzelheiten, die er zu Protokoll nahm. Er hinterließ bei uns einen engagierten Eindruck.

Einfahrt in die "Schleuse 1" des Haren-Rütebrock-Kanals.  --  © Bednarz


Von Haren (Ems) bis zur Kanalstufe Henrichenburg


Die letzten 162 km auf dem Dortmund-Ems-Kanal sind schnell erzählt. Es ist natürlich ein großer Unterschied, in Schleusenkammern von bis zu 190 m Länge und 12 m Breite hinter einem modernen Berufsschiff einzulaufen statt in die geradezu pittoresken Schleusen der Torfroute oder der Nieuwe Veenvaart. Wenn man sich an die Regeln guter Seemannschaft hält und vernünftig mit den Schleusenwärtern per Funk kommuniziert, sind auch solche Schleusenmanöver sicher und unproblematisch zu meistern.

Uns ist aufgefallen, dass die Schleusenwärter bereits vor Sicht- und Funkkontakt über unsere Ankunft informiert waren und sie teilweise mit dem Schleusenvorgang sogar auf uns gewartet haben. Das kann man zwar nicht grundsätzlich erwarten - ein freundlicher Gruß zum überholenden Berufsschiff hat bestimmt mit dazu beigetragen.


Ein wichtiger Hinweis darf an dieser Stelle jedoch nicht fehlen:
Im Streckenabschnitt Meppen zwischen KM 167 und KM 164 besteht Linksfahrgebot und auch für die Sportboote Meldepflicht über UKW-Kanal 10. Wichtig ist bei dieser Meldung, die eigene Fahrtrichtung unmissverständlich und deutlich anzugeben: In unserm Fall ist es die "Bergfahrt".
Übrigens: Im Binnenschifffahrtsfunk wird die Gattung eines zur Freizeitgestaltung verwendeten Boots nicht differenziert. Wir melden uns über Binnenfunk stets mit "Sportboot + [Schiffsname]"!

Und nach erfolgtem Schleusenvorgang gehört der Dank an den Schleusenwärter mit dem Wunsch für eine "angenehme Wache!" zum guten Ton - in allen Revieren.
Die max. zulässige Geschwindigkeit auf dem Dortmund-Ems-Kanal beträgt 12 km/h. Abweichungen werden durch Verkehrszeichen angezeigt.


Idyllisch und ruhig in einem Seitenarm liegt die Marina von Meppen.  --  © Bednarz


Die Liegestellen und Marinas am Dortmund-Ems-Kanal sind bisweilen einfach ausgestattet, jedoch in ausreichender Zahl vorhanden. Zu erwähnen sind die in Seitenarmen geradezu versteckten Liegeplätze wie der "Yachtclub Hase-Ems" in Meppen oder die Marina "Alte Fahrt Fuestrup", 12 km vor Münster.

Der Stadthafen von Münster entwickelt sich zunehmend zur Partymeile; dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man sich für diese Liegestelle entscheidet. Ein persönlicher Tipp ist jedoch der Besuch des Stadthafens an vereinzelten Sonntagen, wenn die Erstausstrahlung oder Wiederholung eines Münsteraner Tatorts mit Public Viewing in zahlreichen Lokalen ausgelassen gefeiert wird. Da die Poller im Münsteraner Stadthafen weit auseinanderstehen, benötigt man lange Festmacher.




Liegeplatz am alten Schiffshebewerk in Henrichenburg.  --  © Bednarz




Unser Törn endete zunächst vor der Kulisse des alten Schiffshebewerks Henrichenburg bei KM 16, was für mich als Bewunderer historischer Industriekultur und in Verneigung vor der Ende des 19. Jahrhunderts errichteten und immer noch funktionstüchtigen Konstruktion zum krönenden Abschluss dieses Törns wurde.

Thomas Bednarz

P.S.: Jegliche Verwendung der abgebildeten Fotos ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Copyright-Inhabers zulässig!




Auflistung aller Schleusen und beweglichen Brücken


Schleusen

1.) Meppelerdiepkeersluis - in Zwartsluis (steht meistens offen)

2.) Rogatsluis - in Rogat (KM 8 der Hoogeveensche Vaart)

3.) Ossesluis - (bei KM 14 der Hoogeveensche Vaart)

4.) Nieuwe Brugsluis - in Hoogeveen (bei KM 22 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

5.) Noordscheschutsluis - kurz hinter Hoogeveen (bei KM 30 der Verlengde Hoogeveensche Vaart)

6.) Ericasluis - vor der Ortschaft Erica (bei KM 56 der Verlengde Hoogeveensche Vaart)

7.) Oranjesluis - in Klazienaveen (bei KM 61 der Verlengde Hoogeveensche Vaart)

8.) Spaarsluis - eingangs des Koning-Willem-Alexanderkanaals

9.) Koppelsluis - am Ende des Koning-Willem-Alexanderkanaals

10.) Veenparksluis - im Veenpark (steht meistens offen)

11.) Compascumersluis - im Oosterdiep, nach der Ortschaft Barger-Compascuum

12.) Jansenverlaat - im Oosterdiep, kurz vor Emmer-Compascuum

13.) 8e Verlaat - bei Barnflair (Stads-Compascumkanaal) Telefon: 0031-599-610989

14.) Grenzschleuse (auch Schleuse 4 genannt) - Haren-Rütenbrock-Kanal bei KM 14

15.) Schleuse 3 im Haren-Rütenbrock-Kanal vor KM 10

16.) Schleuse 2 im Haren-Rütenbrock-Kanal bei KM 8

17.) Schleuse 1 in Haren bei KM 1 des Haren-Rütenbrock-Kanals Telefon: 0049-5932-4376

18.) Schleuse Hüntel bei KM 174 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-82

19.) Schleuse Meppen bei KM 164 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-18

20.) Schleuse Varloh bei KM 158 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-20

21.) Schleuse Gleesen bei KM 138 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-78

22.) Schleuse Hesselte bei KM 134,5 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-79

23.) Schleuse Venhaus bei KM 127 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-81

24.) Schleuse Altenrheine bei KM 118 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-82

25.) Schleuse Rodde bei KM 113 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-18

26.) Schleuse Bevergern bei KM 110 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-20

27.) Schleuse Münster bei KM 71,5 des Dortmund-Ems-Kanals VHF-22


Bewegliche Brücken

1.) Meppelerdiepkeer Brug - in Zwartsluis (muss geöffnet werden) VHF-10

2.) Rogatsluis Brug - in Rogat (KM 8 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

3.) Ossesluis Brug (bei KM 14 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

4.) Nieuwe Brugsluis - in Hoogeveen (bei KM 22 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

5.) Vlinderbrug - in Hoogeveen (nach KM 22 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

6.) Tweelandenbrug - in Hoogeveen (vor KM 23 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

7.) Krakeelbrug - in Hoogeveen (bei KM 27,5 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

8.) Brug om de Oost - in Hoogeveen (vor KM 23 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

9.) Schoolwonder - in Hoogeveen (vor KM 23 der Hoogeveensche Vaart) VHF-84

10.) Noordscheschutsluis Brug - (bei KM 29,5 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

11.) Kromme Jakken Brug - (bei KM 30 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

12.) Trambrug - (bei KM 32 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

13.) Geesbrug - (bei KM 32 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

14.) Zwindersche Brug - (bei KM 39 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

15.) Driftbrug - (bei KM 40,5 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

16.) Dalerbrug - (hinter KM 41 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

17.) Oosterhesseler Brug - (bei KM 42,5 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

18.) Hesselerbrug - (hinter KM 43 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

19.) Klenckerbrug - (bei KM 45,5 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

20.) Haarbrug - (bei KM 47 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

21.) Holslootbrug - (bei KM 48 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

22.) Hoolbrug - (bei KM 49 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

23.) Eisenbahnbrücke Veenoord - (bei KM 52) Telefon: 0031-8823-15006

24.) Veenbrug - (bei KM 52 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

25.) t´Vonder Brug - (bei KM 52,5 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

26.) Kerkbrug - (bei KM 53 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

27.) Westerveenschebrug - (bei KM 54 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

28.) Ericabrug (bei KM 57 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

29.) Oosterveenschebrug - (bei KM 58,5 Verlengde Hoogeveensche Vaart)

30.) Spoorbrug - im Veenpark (steht meistens offen)

31.) Sint Jozefbrug - am Ende des Veenparkkanaals

32.) Werth J. G. Hartmannbrug - im Oosterdiep

33.) Viertorenbrug - im Oosterdiep

34.) De Doorsneebrug - im Compascumkanaal

35.) De Koppelbrug - im Compascumkanaal

36.) Paul Krugerbrug - im Stads-Compascumkanaal

37.) Kleindraaigiebrug - im Stads-Compascumkanaal

38.) Schniedersbrug - im Stads-Compascumkanaal (2 Brücken dicht beisammen!)

39.) Munsterscheveldbrug - im Stads-Compascumkanaal

40.) De Vennenbrug - im Stads-Compascumkanaal

41.) De Twee Provincienbrug - im Stads-Compascumkanaal

42.) Brug de Maten - im Stads-Compascumkanaal

43.) Brücke eingangs des Haren-Rütenbrock-Kanals (noch auf niederländischem Gebiet)

44.) Brücke hinter der "Schleuse 4" - bei KM 13,5 des Haren-Rütenbrock-Kanals

45.) Brücke bei KM 12,5 des Haren-Rütenbrock-Kanals

46.) Brücke vor "Schleuse 3" bei KM 10 des Haren-Rütenbrock-Kanals

47.) Brücke bei KM 9 des Haren-Rütenbrock-Kanals

48.) Brücke vor "Schleuse 2" bei KM 8 des Haren-Rütenbrock-Kanals

49.) Brücke bei KM 6 des Haren-Rütenbrock-Kanals

50.) Brücke bei KM 5 des Haren-Rütenbrock-Kanals

51.) Brücke bei KM 3,5 des Haren-Rütenbrock-Kanals

52.) Brücke bei KM 2 des Haren-Rütenbrock-Kanals

53.) Brücke vor "Schleuse 1" bei KM 0,5 des Haren-Rütenbrock-Kanals




Interesse geweckt?

Hier gibt es Momentaufnahmen über die Überführung des Segelbootes "Black Forest" im Herbst 2022 vom IJsselmeer ins Ruhrgebiet

https://sailingblackforest.blogspot.com/







https://projektchordream.blogspot.com/